25 Jahre Mauerfall
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Ja! Der magische Moment der Geschichte gehört überall hin.
Ich könnte unter der Überschrift Mauerfall von mir schreiben. Ich könnte berichten, wie und wo ich den Mauerfall erlebte und wie sich mein Leben veränderte oder ich könnte über meine persönlichen Glücksmomente sowie Enttäuschungen berichten. Dabei würde ich auch meine Sorgen nicht verschweigen. Ich könnte auch berichten, dass meine 1986 verstorbene Großmutter sich oftmals lächerlich machte, wenn sie behauptete, dass meine Generation das Ende der Mauer erleben wird. Sie begründete das mit den Machthabern, die nicht arbeiten wollen und nicht wirtschaften können und nur von der Substanz leben. Ich weiß weder, ob sie davon wirklich etwas verstand oder davon wirklich überzeugt gewesen sein kann.
Man könnte natürlich auch die Entwicklung der Städte im Osten betrachten. Den demografischen Wandel, den wir zwar alle erkennen, aber unter dem wir nicht wirklich leiden. Oder man könnte schreiben, was alles für Murks gemacht wurde. Dabei wird man aber ob man will oder nicht auch anerkennen müssen, dass am Ende doch viel Vernünftiges herausgekommen ist.
Da fallen mir auch „die blühenden Landschaften“ ein. Erst war es nur ein Satz unter vielen. Dann war es gleichgültig wo man war. Der Satz fiel, man machte sich lustig und bedauerte sich oder ließ sich bedauern und wenn man nicht mitlachte, dann wurde man gar nicht höflich gefragt warum man denn nicht mit lache.
Die Liste dessen über was man schreiben könnte, ist unendlich lang. Jeder hat seine eigene Geschichte und wir zusammen haben viele Geschichten. Wenige Geschichten werden uns aber in Ost und West, in Europa und in großen Teilen der Welt so Einen wie der Mauerfall selbst.
Wenn es einen magischen Moment gibt oder wenn alle glücklichen Umstände zusammentreffen, dann war es der Herbst 1989 mit dem Höhepunkt des Mauerfalls.
Wahrscheinlich wird man in der Geschichte auch andere Ereignisse positiv beurteilen. Ich kann mich aber nicht erinnern, jemals von einem Ereignis gehört zu haben, welches nur Gewinner kannte.
Einzig der Mauerfall kennt nur Gewinner. Ich bin ein Gewinner. Alle die das System nicht wollten sind Gewinner und die die das System wollten, sind nicht nur keine Verlierer auch sie sind alle Gewinner. Die, die andere Ausspionierten, sind nicht ausgegrenzt, auch wenn man sich manchmal ein wenig Ausgrenzung oder Wenigstens ein wenig Schuldbewusstsein wünscht. Aber es ist so OK, wie es ist. Die Polizisten die das System sicherten sind Gewinner, denn sie haben die Grenze nicht „verteidigt“, sondern den Schlagbaum geöffnet. Ja nicht einmal die Partei- und Staatsführung kennt Verlierer. Ich weiß nicht wem ich danken soll. Aber ich bin dankbar, dass es so passiert ist, wie es passiert ist.
Wenn ich darüber nachdenke, was vielleicht gewesen wäre, wenn 1989 Putin der erste Mann in der Sowjetunion gewesen wäre und nicht Gorbatschow, dann wird mir bewusst, welch ein einzigartiges Glück der Mauerfall gewesen sein muss. Auch wenn wir es nicht hautnah erleben, so sind die Sorgen bei einem Blick nach Russland oder auch in andere Länder ähnlich wie im Herbst 1989. 1989 habe ich wie alle anderen gefürchtet und eigentlich auch erwartet, dass Polizisten auftauchen und andererseits hatte ich wie andere die Hoffnung, dass die Bürger so besonnen handeln, dass das Handeln der Bürger keinerlei Angriff rechtfertigen könnte.
Christian Linke